Ein Göllheimer in New York

11. Nov 2021

Ein Göllheimer in New York

Wenn Marathon, dann richtig: Der gebürtige Göllheimer Jonas Keinert feierte am Wochenende seine Premiere. Eine Herzensangelegenheit, dass die in New York stattfand. Bei der 50. Auflage des größten Marathons der Welt war der Pfälzer einer von mehr als 30.000 Teilnehmern.

Sport nahm schon immer einen großen und wichtigen Teil im Leben von Jonas Keinert ein. Mit sieben Jahren begann er beim TuS Göllheim, einem der Vorgängervereine der Handball-Region Göllheim/Eisenberg/Asselheim/Kindenheim, mit dem Handballspielen. Bis 2013 blieb er ein Nordpfälzer Wolf, ehe es ihn studienbedingt nach Heidelberg zog, wo er zwei Jahre in Handschuhsheim spielte. Sein Volontariat absolvierte der Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg. In der Hansestadt spielte der heute 35-Jährige noch zwei Saisons bei Viktoria, ehe er 2017 seine Handballschuhe an den Nagel hängte.

„Damals habe ich mir im Studium viermal den Mittelfuß gebrochen und wollte dann meinen Körper langsam und gesund wieder aufbauen“, erinnert sich der Rückraumspieler, der heute mit seiner Frau Hannah wieder in Heidelberg lebt und beim Südwestrundfunk arbeitet. Seine Frau war es auch, die ihn zum Laufen animierte. Sie selbst sei, so Keinert sehr sportbegeistert mit einer Leidenschaft für den Ausdauersport. „Mir war das damals noch sehr fremd. Laufen zu gehen, nur um Laufen zu gehen, fand ich völlig absurd“, erinnert er sich mit einem Lächeln.

Das Los entscheidet Dass er heute seinen ersten Marathon hinter sich haben würde, ahnte er damals noch nicht. „Das war zu dieser Zeit nicht die Idee. Es hat sich mit der Zeit so entwickelt“, meint Keinert, der auch noch gerne Rennrad fährt. Schnell bekam er aber Lust aufs Laufen und hatte schon einige Halbmarathons hinter sich, als er darüber nachdachte, einmal die Distanz von 42,195 Kilometern zu absolvieren. „Wenn Marathon, dann wollte ich ihn in New York laufen“, erzählt Keinert. Zu der Stadt habe er nämlich eine besondere Beziehung. Vor acht Jahren verbrachte er dort knapp vier Monate im Rahmen eines Praktikums und verliebte sich in die Stadt. Aber einfach mal anmelden ist beim größten Marathon der Welt nicht. Die Startplätze werden in einer Lotterie vergeben.

„Etwa zwei Monate nach meiner Bewerbung bekam ich eine Mail mit der Info, dass ich einen Startplatz für den Marathon 2020 bekommen habe. Da ging ein Traum für mich in Erfüllung“, erinnert sich der Hobbysportler. Doch es kam anders. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Lauf im vergangenen Jahr abgesagt. Die Zusage, die er von den Veranstaltern bekam, galt aber auch für den Jubiläumslauf in diesem Jahr.

Bands spielen, Fans jubeln Jonas Keinert plante mit einer Vorbereitungszeit von zwölf Wochen. Unterstützung erhielt er von zwei marathonerprobten Freunden, die er mit Fragen „richtig löchern“ konnte. Vier Trainingseinheiten standen wöchentlich auf dem Programm. Zwischen 40 und 60 Kilometer lief er Woche für Woche, hörte dabei Podcasts. „Das waren zum Teil schon lange und harte Trainings, die ich zeitlich noch mit meinem Job unter einen Hut bringen musste“, betont Keinert. Vorletzten Sonntag ging für ihn dann der Flieger über den Atlantik. „Ich bleibe zwölf Tage da und verbinde es noch mit einem kleinen Urlaub“, erzählt der sportbegeisterte Ex-Handballer, der die Möglichkeit nutzte, sich vor Ort auch Basketball- und Eishockeyspiele anzuschauen. „In der ganzen Stadt herrschte die Woche vor dem Marathon eine ganz besondere Atmosphäre. Egal, wo man hinging oder hinhörte, gab es nur das eine Thema. Die Welt kommt in New York beim Laufen zusammen“, schwärmt Keinert.

Am vergangenen Sonntag war es dann endlich soweit. Sein erster Marathon. Schon früh morgens brachte ein Shuttlebus die Läufer an den Start, wo sie noch mehr als drei Stunden bei sechs Grad ausharren mussten. Eingepackt in warme Klamotten und Decken wartete er, alle möglichen Sprachen waren zu vernehmen, während Keinert seinem Start entgegenfieberte. „Der Lauf war einmalig. Es war ein purer Genuss“, resümierte Keinert. Es sei ein unglaubliches Gefühl und eine Extramotivation gewesen, an der Freiheitsstatue vorbeizulaufen, aber auch die Menschen, die an der Strecke standen und jeden einzelnen Läufer anfeuerten, trugen ihren Teil zu einem unvergesslichen Erlebnis bei. „Neben der Strecke waren Bühnen aufgebaut, auf denen Bands spielten. Die Leute trugen einen fast schon ins Ziel. Es war eine einzige Laufparty“, erzählt er. Mit dem Lauf selbst und seiner Zeit von unter 4:30 Stunden war Keinert zufrieden. „Mit dieser Zeit werde ich kein Profi, noch nicht einmal ein ambitionierter Hobbyläufer, aber das ist auch nicht meine Absicht. Ich wollte einfach nur gesund im Ziel ankommen und das habe ich erreicht. Ich bin sehr glücklich und zufrieden.“

Purer Genuss Kritisch wurde es aber dennoch auf den Kilometern 35 bis 41. „Da ging es ausschließlich bergauf und ich hatte fast einen Krampf in der rechten Wade, den ich aber zum Glück rauslaufen konnte“, so Keinert. Sein persönlicher Höhepunkt war der letzte Kilometer samt Zieleinlauf. „Mein Freund Lukas empfahl mir, auf dem letzten Kilometer das Tempo rauszunehmen und einfach zu genießen. Das habe ich auch gemacht und es war unbeschreiblich schön. Ich bin glücklich und dankbar, dass mein Körper das mitgemacht hat“, so der in Heidelberg sesshaft gewordene Nordpfälzer. Dorthin ging auch sein erster Anruf nach der Zielankunft. Am anderen Ende war seine Frau, ohne die er das nicht geschafft hätte, wie Keinert betont: „Hannah war die absolut größte Unterstützung für mich. Die Kraft, die sie mir die ganze Zeit über gegeben hat, war phänomenal.“ Jonas Keinert kann sich durchaus vorstellen, dass er in Zukunft mal wieder einen Marathon läuft. „Dann aber einen, bei dem es gefühlt nicht nur bergauf geht“, sagt er lachend. Bis dahin genießt er noch die letzten Tage in New York, ehe es wieder in die Heimat geht.

Michael Hehn, Rheinpfalz vom 11.11.2021

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. google fonts und google maps, welche dazu genutzt werden können, die Wölfe-Website immer weiter für Sie zu optimieren. Datenschutzinformationen