Eine Sternstunde der Fairness

02. Dez 2021

Eine Sternstunde der Fairness

Handball ist eine Sportart, in der relativ viele Tore fallen. Meist auf beiden Seiten. Ausnahmen gibt es aber immer wieder mal. Die C-Jugend der Handball-Region Göllheim/Eisenberg/Asselheim/Kindenheim gewann jetzt ihr Auswärtsspiel beim TSV Iggelheim mit 49:3. Aber das ist noch nicht alles.

Nein, alltäglich ist ein 49:3 im Handball nicht. Selbst im Jugendbereich, wo es häufig unterschiedliche Leistungsniveaus gibt, ist das eine Ausnahme. Zum Glück. Denn solch ein Spiel bringt keinem der beiden Teams etwas. „Uns taten die Jungs aus Iggelheim richtig leid“, sagte René Bessai, der die C-Jugend der Handball-Region (HR) trainiert und zugibt: „Ich war mit dieser Situation völlig überfordert.“ Im Nachhinein hat er sich gefragt, was er am Sonntag hätte anders machen können. Vielleicht hätte er dauerhaft in Unterzahl spielen lassen können, als klar war, welche Richtung die Begegnung nimmt. Er entschied sich dazu, die besten Spieler seines Kaders kaum einzusetzen und den Rest auf Positionen zu bringen, auf denen sie normalerweise nicht zu Hause sind. „Gegenstöße habe ich auch untersagt. Wir haben nur im gebundenen Spiel agiert“, betont Bessai. Besonders wichtig war ihm bei diesem Spiel ein respektvoller Umgang mit dem Gegner. „Arroganz oder Überheblichkeit wären völlig unangebracht gewesen. Die Jungs haben sich aber wirklich super und sehr fair verhalten“, sagt Bessai.

Fair waren auch die Eltern der HR, die die drei Treffer der Gastgeber, die allesamt nach der Pause fielen, mit mehr Applaus als die eigenen Torerfolge bedachten. Bei konsequenterer Chancenverwertung hätten die HR-Jungs deutlich mehr als 60 Tore in den 50 Minuten erzielen können. Trotzdem meint Bessai: „Als Trainer hat man bei so einem Spiel kein gutes Gefühl.“

Ein gutes Gefühl darf aber trotzdem bei einem Blick auf die Tabelle der C-Jugend aufkommen. Dort grüßen die Jungwölfe nämlich von ganz oben und haben bisher alle Spiele für sich entscheiden können, sie sind Tabellenerster mit 126:46 Toren.

Damit hatte René Bessai eigentlich gar nicht gerechnet. „Nach der langen Corona-Pause konnten wir den Leistungsstand der Jungs nur schwer abschätzen und haben sie für die Bezirksliga gemeldet. Sicherlich könnten sie aber auch in der Verbandsliga mithalten“, sagt Bessai. Er ist mit der Entwicklung seiner Mannschaft sehr zufrieden. Dass er überhaupt eine Mannschaft mit ausreichend Spielern hat, freut ihn besonders. Denn während der Corona-Pause sind einige Jungen und Mädchen aus dem gesamten Bereich der HR weggefallen. Einige sind mittlerweile wieder da. Bessai ist sich sicher, dass es sich ausgezahlt hat, dass sich die HR auch während des Lockdowns um den Nachwuchs gekümmert hat. „Wir haben immer versucht, die Jugendlichen mit Onlinetraining bei Laune zu halten, was natürlich nicht immer leicht war. Die Kinder wollten nämlich am liebsten einfach nur Handball spielen“, erinnert sich Bessai, der selbst lange aktiv gespielt hat. Als die Kontaktbeschränkungen gelockert wurden, ließ sich der Übungsleiter für seine Jungs etwas ganz Besonderes einfallen. Auf seinem Aussiedlerhof konnten sie sich beim Rollen von Traktorreifen richtig austoben, was auch den Teamgeist nachhaltig gestärkt hat.

Aufgrund der aktuell hohen Corona-Zahlen ist unklar, ob und wann ja, wie lange die Saison noch fortgesetzt werden kann. „Ein weiterer Abbruch wäre für die Kinder natürlich eine Katastrophe. Sie brauchen den Sport und besonders die sozialen Kontakte“, so Bessai.

Trainer haben hohe Verantwortung

Er befürchtet, dass einige Vereine dann in ihrer Existenz bedroht wären. Auf der anderen Seite, so Bessai stehe die Gesundheit natürlich über allem. Er selbst teste sich trotz Impfung mehrmals in der Woche, um ruhigen Gewissens seiner Trainertätigkeit nachgehen zu können. „Desinfektionsmittel gehört mittlerweile ja schon zur Grundausstattung einer jeden Handballtasche“, ergänzt Bessai. Überhaupt hätten die Trainer eine hohe Verantwortung. Sie tragen Sorge dafür, dass alle Hygienevorschriften eingehalten werden. Bei der HR heißt das, dass die Jugendlichen vor jedem Training unter Aufsicht einen Test absolvieren. „Vor einiger Zeit hatten wir von einem Sponsor Tests bekommen, die leider alle schon aufgebraucht sind“, sagt der Trainer. Er mache alles, was er könne, um den Spielbetrieb zu sichern. Ob das ausreicht, wird die Zukunft zeigen. Es wäre der C-Jugend auf jeden Fall zu wünschen, sich weiter entwickeln und weitere Erfolge bejubeln zu können. Am Dienstagabend gewannen sie in Eppstein 35:18. Es muss ja nicht immer ein 49:3 sein.

TERMIN
Nächstes Spiel: Samstag, 4. Dezember, 18.30 Uhr, gegen HSG Eckbachtal II.

Michael Hehn, Rheinpfalz vom 02.12.2021

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