„Sie kann aus Nichts Gold machen“

12. Sep 2020

Ein Kind des Nordpfälzer Handballs hört auf. Pia Wagner hat nach der vergangenen Saison ihre Handballkarriere beendet. Weit mehr als ein Jahrzehnt lang war sie Teil der Handball-Region Göllheim/Eisenberg/Asselheim/Kindenheim.

Pia Wagner

Ein Spätstarter sei sie gewesen, erinnert sich Pia Wagner an ihre Anfänge in der Göllheimer Halle: „Ich war 14 Jahre alt und hatte bisher immer nur bei meinem Bruder zugeschaut. Markus Happersberger, der die B-Jugend trainierte, hat mich einfach mal mit ins Training genommen“. Dabei wurde bei Pia Stark, wie sie vor ihrer Hochzeit hieß, das Feuer und die Begeisterung für diesen Sport entfacht.

Relativ schnell spielte sie dann auch in der Ersten beim TuS Göllheim, einem der Vorgänger der Handball-Region (HR) Göllheim/Eisenberg/Asselheim/Kindenheim und erlebte in sportlicher Hinsicht dabei so einiges. Zu stark für die Verbandsliga, vielleicht nicht ganz gut genug, um sich dauerhaft in der Pfalzliga etablieren zu können. So jedenfalls könnte man die letzten Jahre des Damenhandballs bei der HR beschreiben. „Letztlich müssten es vier Aufstiege und ebenso viele Abstiege gewesen sein“, meint Wagner, die seit einigen Jahren im Vertrieb eines Automobilzulieferers tätig ist.

Eine Saison blieb dabei in besonderer Erinnerung. Ohne einen einzigen Verlustpunkt stieg das Team um Wagner in die Pfalzliga auf. Trotz vier Abstiege beherrschten Pia Wagner und die HR auch Abstiegskampf. „Es war das entscheidende Spiel und nur bei einem Sieg in Bobenheim-Roxheim konnten wir die Klasse erhalten“, erinnert sich Sina Graf, damals wie heute auf der Trainerbank der Wölfinnen. Es entwickelte sich kein schönes, eher ein zähes Spiel. Wenige Sekunden vor Schluss stand es 18:18. Ein Treffer musste noch her. „Ich hatte den Ball, ging in Richtung Abwehr und überlegte noch, ob ich den Ball auf Außen zu Pia passen sollte oder selbst die Entscheidung suchen sollte. Pia gelang an diesem Tag nämlich rein gar nichts“, meinte Graf. Sina Graf spielte den Ball auf Außen, wo Pia Wagner eiskalt verwandelte und den Klassenerhalt sicherte. Graf schwärmt: „Das ist Pia. Sie kann auch wenn ihr mal nichts gelingt aus Nichts Gold machen.“

Überhaupt war Graf froh, eine solche Spielerin in ihren Reihen zu haben. „Pia war immer im Mannschaftsrat, war eine Rädelsführerin und nicht auf den Mund gefallen. Sie ist zuverlässig, ehrgeizig und immer engagiert. Ich bin wirklich sehr glücklich, sie über einen solche langen Zeitraum begleitet haben zu dürfen“, so Graf, die sich freut, dass daraus mittlerweile auch eine Freundschaft entstanden sei. Doch es gibt auch die andere Pia Wagner. „Verpeilt“ und „tollpatschig“ soll sie mitunter gewesen sein, heißt es aus Mannschaftskreisen. „Ich habe tatsächlich einmal bei der Ausführung eines Siebenmeterwurfes geprellt. Das Tor hat trotzdem gezählt“, berichtet Wagner lachend über einen nicht geahndeten Regelverstoß.

Obwohl sie in der letzten Zeit weite Strecken bis in die Nordpfalz zurücklegen musste – sie wohnt mittlerweile in der Nähe von Bad Kreuznach – ist Wagner ihrem Heimatverein treu geblieben. „Selbst während des Studiums bin ich lieber weite Strecken gefahren, als zu wechseln“, so Wagner und erklärt auch, weshalb das so war: „Es gab in den ganzen Jahren keine Mannschaftskonstellation, in der ich mich nicht rundum pudelwohl gefühlt hatte. Es gab nie Außenseiter oder Grüppchenbildung. Ich glaube, das gibt es nicht allzu oft“.

Dennoch wird es die Spielerin Pia Wagner nicht mehr geben. „Ich habe mich im Training an der Schulter verletzt und musste operiert werden. Damit war eine lange Heilungsphase verbunden“, nennt sie die Gründe, weshalb sie in der abgelaufenen Saison nicht zum Einsatz kommen konnte. Da sie im Training immer noch nicht schmerzfrei war, hätte sie sich erneut einer Operation unterziehen müssen. „Das war einer der schlimmsten Momente, als ich mich gegen die OP und damit für das Ende als Spielerin entschieden habe.

Wegen der damals anstehenden Hochzeit und des beginnenden Hausbaus war die Entscheidung aber alternativlos“, berichtet Wagner, die auch wegen der Corona-Pandemie nicht auf dem Spielfeld verabschiedet werden konnte. „Die Mädels haben mir vor kurzem einen sehr schönen Abschied bereitet. Das hat mich riesig gefreut“, verrät die ehemalige Außenspielerin.

Langweilig wird ihr die nächste Zeit nicht werden. Die komplette Freizeit geht noch für den Hausbau drauf. Was Handball angeht, wird sie ihrem Verein auch trotz der Distanz zu ihrem Wohnort weiterhin treu bleiben. „Bei den außersportlichen Betätigungen der Mädels stehe  ich zum Glück auch noch auf der Gästeliste“, freut sich Wagner. „Außerdem stehe ich als Wasser-, Ballsack-, Eiskofferträgerin oder schlicht als Maskottchen gerne zur Verfügung“.

Michael Hehn, Rheinpfalz vom 12.09.2020

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