Sport im Wandel: Mit den Damen fing alles an

10. Jan 2022

Sport im Wandel: Mit den Damen fing alles an

Herrenhandball in seiner heutigen Form gibt es in Göllheim erst seit etwas mehr als 40 Jahren. Damit gehören die Nordpfälzer zu den Vereinen mit einer jüngeren Vergangenheit im Pfälzer Handballverband. Allerdings hat der Göllheimer Handball eine weitaus längere Tradition.

Herren
Damen

Schon gegen Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der TuS Göllheim eine Damenmannschaft. Doch lassen sich das Spiel damals auf Groß- und Kleinfeld im Freien und heute in der Halle nur noch schwer miteinander vergleichen. Die Anfänge des Handballs gehen noch deutlich weiter zurück.

Der deutsche Turnlehrer Max Heiser war es, der 1915 auf der Suche nach einer Alternative zum Fußball das Spiel Torball erfand. Zwei Jahre später nannte Heiser das Spiel in Handball um. Es sollte ein körperloses Spiel sein, das ausschließlich den Frauen vorbehalten sein sollte. Beide Vorhaben hatten nicht lange Bestand. Relativ bald spielten auch Männer das neue Spiel, das in den Anfangsjahren wie heute auch alles andere als körperlos war. In den Anfangsjahren fanden aufgrund fehlender Infrastrukturen fast nur lokale Spiele statt. Abgelegene Orte ohne Zugverbindungen, so steht es in der Chronik des Pfälzer Handballverbandes (PfHV), waren nur schwer zu erreichen. So dauerte es bis 1943, bis der Handball im heutigen Donnersbergkreis Einzug hielt.

Die „Erfinderin“ des Donnersberger Handballs Hella Alles, die 2001 mit dem Ehrenwappen des Verbandes ausgezeichnet wurde, organisierte einen Spielbetrieb mit fünf weiblichen Mannschaften aus Göllheim, Albisheim, Dannenfels, Kerzenheim und Eisenberg. Nach dem Ende des Krieges waren auch Mannschaften aus Steinbach und Eisenberg am Ball. Die Spiele fanden im Freien und teils bei katastrophalen Platzbedingungen statt, ehe 1951 der Spielbetrieb in der Nordpfalz zunächst einschlief.

In dieser Zeit erlebte der Großfeldhandball insbesondere in Deutschland seine Blütezeit. Gespielt wurde auf einem Fußballplatz, eine Mannschaft bestand aus elf Spielern und Deutschland gewann eine Weltmeisterschaft nach der anderen. Doch nach und nach verlor der Großfeldhandball, der regelmäßig zehntausende Zuschauer in die Stadien lockte, an Popularität.

Letzter deutscher Meister war 1975 mit der TSG Haßloch eine Mannschaft aus der Pfalz. Zu diesem Zeitpunkt war aber schon der Hallenhandball – der vorderpfälzische TV Hochdorf wurde 1966/67 nach einem verlorenen Finale gegen den VfL Gummersbach deutscher Vizemeister – die dominierende Version des Sports. Zuvor wurde bereits auf dem Kleinfeld im Freien gespielt – in Göllheim wieder seit 1967 als Hella Alles den Handball in ihrem Ort wiederbelebte.

Handballboom in der Nordpfalz In den Folgejahren gab es einen regelrechten Frauenhandballboom in der Nordpfalz. Neben Göllheim gab es Mannschaften in Rüssingen, Biedesheim, Bubenheim, Dannenfels und im Zellertal. In unmittelbarer Nachbarschaft spielten auch Teams aus Grünstadt, Bockenheim sowie die heutigen HR-Mitglieder Asselheim und Kindenheim. Mit dem Bau der neuen Schulsporthalle in den 1970er-Jahren konnten die Göllheimer fortan auch in einer Halle spielen. 1980 ging unter der Führung von Trainer Norbert Koch zum ersten Mal auch eine Herrenmannschaft an den Start.

In der Saison 1982/83 gelang den Damen unter dem jungen Übungsleiter Johannes Finck erstmals der Aufstieg in die Verbandsliga. Wenige Jahre später konnte der TuS Göllheim aber keine Damenmannschaft mehr stellen. Erst als die TSG Zellertal 1989, die in den vorherigen Jahren regelmäßig in der Oberliga spielte, einen Antrag auf Aufnahme ihrer Handballmannschaft stellte, war der Frauenhandball des TuS wieder gesichert. In der Folgezeit konnten sich die Nordpfälzerinnen im Pfälzer Handballverband etablieren. Bis heute pendelt der TuS, jetzt als HR Göllheim/Eisenberg/Asselheim/Kindenheim, fast ausnahmslos zwischen Verbands- und Pfalzliga, also immer zwischen zweithöchster und höchster pfälzischer Spielklasse.

Herren erleben 2014 ihre beste Zeit Die Herren dagegen benötigten mehr Zeit, um sich zu behaupten. Die meisten Spieler der ersten Stunde hielten mit 17 oder 18 Jahren erstmals einen Handball in den Händen und mussten zu Beginn gegen erfahrene Handballer viel Lehrgeld zahlen. Angefangen in der C-Klasse, entwickelte sich der Göllheimer Herrenhandball langsam, aber stetig nach oben. Nach zehn Jahren gab Norbert Koch sein Traineramt an den Spielertrainer Dieter Delb weiter. Der ehemalige Regionalligaspieler der SG Waldfischbach sorgte für den nächsten Entwicklungsschritt im Göllheimer Handball.

1995 übernahm Johannes Finck das Kommando auf der Trainerbank. Finck, mittlerweile A-Lizenzinhaber, führte die HR über die Bezirks- und Verbandsliga 2014 in die Pfalzliga. Dort spielten die Nordpfälzer eine gute Rolle und etablierten sich im vorderen Mittelfeld. Es war wohl das beste Herrenteam, das Göllheim in seiner Historie zu bieten hatte. Viele der damaligen Spieler verließen dann aber den Verein und wagten den Sprung in die Oberliga, wo sie zum Teil heute noch etablierte Leistungsträger sind.

Mittlerweile sind die Nordpfälzer Wölfe, wie sie nach dem Zusammenschluss der vier Stammvereine heißen, in die A-Klasse abgestiegen. Nun muss Trainer Johannes Finck, der seit 2019 wieder das HR-Team coacht, erneut Aufbauarbeit leisten. Patrick Dermody hatte zuvor zwei Jahre lang als Trainer bei den Wölfen gearbeitet. Auch im aktuellen Team weiß Finck junge talentierte Spieler in seinen Reihen und hat mit seinen Mannen die Qualifikation für die Bezirksliga fest im Blick. Die Damenmannschaft geht in dieser Saison unter Coach Björn Dinger, der die langjährige Trainerin Sina Graf ablöste, in der Pfalzliga an den Start und sollte wohl nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Spieler sind heute stärker gefordert Mit fast durchgängig besetzten Jugendmannschaften sowohl im männlichen als auch im weiblichen Bereich ist die HR gut für die nächsten Jahre gerüstet. Die Spieler und Spielerinnen sind heute deutlich stärker gefordert als in den Anfangsjahren, denn vergleichen lässt sich der heutige Handball mit dem von vor einigen Jahren nicht mehr. Die physischen wie psychischen Anforderungen sind immens gestiegen. Das Spiel ist über die Jahre erheblich schneller und athletischer geworden. Spätestens seit einer Regeländerung 2001, als die „schnelle Mitte“ erlaubt wurde, wurde der Handball noch dynamischer. Es fallen deutlich mehr Tore als zuvor, was das Spiel für die Zuschauer attraktiver macht. Davon kann man sich bei der HR selbst überzeugen.

Michael Hehn, Rheinpfalz vom 10.01.2022

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