Das Fünkchen Hoffnung

Wohl nur die größten Optimisten trauen den „Nordpfälzer Wölfen“ zu, das Ruder am Sonntag (18 Uhr, Hans-Appel-Halle Göllheim) noch herumzureißen. Nach der herben Klatsche vom vergangenen Sonntag muss nun ein Sieg mit mindestens 13 Toren Differenz her, um die HSG Dudenhofen/Schifferstadt II im Gesamtergebnis nach Hin- und Rückspiel noch zu besiegen. Ein schwieriges Unterfangen gegen eine körperlich starke, aber dennoch schnelle Mannschaft, die zudem mutmaßlich wieder auf Unterstützung aus dem Pfalzligateam zurückgreifen wird.

Diese Möglichkeit hat die HR nicht. Im Gegenteil: Coach Johannes Finck wird wohl erst am Spieltag selbst wissen, auf welchen Kader er bauen kann. Zu viele angeschlagene Spieler machen eine Planung und auch eine optimale Vorbereitung fast unmöglich. „Es ist schade, aber ein Fakt, dass wir zum Saisonhöhepunkt nicht den eingespielten Kader präsentieren können. Und wenn doch, dann mit großen gesundheitlichen Einschränkungen“, bedauert der Trainer. Sein Team werde aber alles probieren im Bestreben, die Partie zu gewinnen.

Bessere Abwehr benötigt Was im Rückspiel besser werden muss, liegt bei 39 Gegentreffern auf der Hand: In der Abwehr hat vor einer Woche wenig gestimmt. So viele Gegentore hat die HR in keiner bisherigen Partie kassiert. In der kompletten Saison mussten die Torhüter der „Wölfe“ im Schnitt weniger als 25-mal pro Spiel hinter sich greifen. „Wir haben keine geschlossene Abwehrleistung hinbekommen. Die Abstände der Spieler zueinander waren zu groß. Wir haben dem Gegner das Torewerfen leicht gemacht“, wird Finck deutlich. Die HR habe sich im Hinspiel unter Wert verkauft.

Wenig überraschend also, dass der Fokus im Rückspiel hauptsächlich auf einer verbesserten Defensivleistung liegen wird. Aber auch im Angriff müssen die „Wölfe“ eine Schippe drauflegen. Unkonzentriertheiten im Aufbauspiel sowie eine mangelhafte Verwertung gut herausgespielter Chancen zogen sich wie ein roter Faden durch die Begegnung. Ein Lichtblick war dagegen der Einsatz von Felix Selz. Der baumlange Rückraumspieler war nach einem Auslandsaufenthalt zum ersten Mal in dieser Runde dabei und überzeugte gleich mit sieben Toren.

Tarek Franck belebt das Spiel Auch Tarek Franck war im Angriffsspiel der HR ein belebendes Element. Mit seiner Schnelligkeit im Duell Eins-gegen-eins setzte er sich regelmäßig durch und erzwang entweder einen Siebenmeter oder setzte seine Mitspieler gut in Szene. Auch er hadert mit der Chancenverwertung. „Wir haben unsere Bälle, die eigentlich klare Tore sein müssten, nicht reingemacht. Dadurch sind wir immer weiter in Rückstand geraten“, spielt Franck auf vergebene Gegenstöße und freie Würfe aus der Nahdistanz an. „Wenn wir unsere Chancenverwertung verbessern und als Team gut zusammenspielen, können wir es vielleicht noch schaffen, das Ergebnis von vergangener Woche wieder gutzumachen“, meint das 18-jährige Nachwuchstalent.

Finck ist zumindest optimistisch, dass sich sein Team in Göllheim besser verkaufen wird. „Die Mannschaft hat auf jeden Fall genügend Moral und Wille, ihr Bestes zu geben. Wir werden mit dem Fahrplan ins Spiel gehen, dass alles möglich ist. Wie weit uns das gelingt, steht auf einem anderen Blatt – aber das ist ja das Spannende im Sport. Man kann Planung und Realität immer direkt miteinander vergleichen.“ Es spricht für die Moral der HR, dass sie alles daransetzen will, sich mit einer ordentlichen Leistung von ihren Zuschauern zu verabschieden. Ein Fünkchen Hoffnung auf das Handballwunder bleibt.

Michael Hehn, Rheinpfalz vom 06.05.2022